Klimawandel

Greta Thunberg und die These vom anthropogenen Klimawandel

Das herausfordernde Buch von Whrightstone Inconvenient Facts (an Stelle An Inconvenient Truth, Al Gore) in der Hand, schau ich mir noch mal Meyers Großer Weltatlas, Mannheim 2001, insbes. S. 22 ff. an. Es heißt dort: „Wenn wir die Wolken am Himmel betrachten, erleben wir das augenblickliche Wetter. Das mittlere bis vorherrschende Wettergeschehen an einem Ort kennzeichnet den allgemeinen Charakter des Wetterablaufs (Witterung), der mittlere Witterungsablauf über lange Zeiträume wiederum das Klima eines Gebietes.“

Ferner: „Das Wettergeschehen spielt sich weitgehend im unteren Bereich der 48 km hohen Stratosphäre, in der Troposphäre ab. Die Zusammensetzung der Lufthülle ist erstaunlich konstant. Trockene Luft enthält 78 % Stickstoff und 21 % Sauerstoff (Volumenprozent); der geringe Rest besteht aus Argon (0,9 %), Kohlendioxyd (0,03 %), Neon, Helium und anderen Gasen.“

Einleitend zu dem Kapital Die Klimazonen der Erde heißt es:

„Auch das heutige Klima wird nicht von Dauer sein. Noch vor 5000 Jahren lagen die Sommertemperauren in Norddeutschland um 2 bis 3 Grad C höher als heute, und die Baumgrenze in den Alpen lag um 200 m höher. Vor 18 000 Jahren war das Gebiet um Berlin noch mit Inlandeis bedeckt. Bohrungen im Eis von Grönland und der Antarktis zeigten, wie abrupt sich das Klima verändern kann. Bohrkerne aus einem süditalienischen Maar ergaben jüngst, dass vor 75 000 Jahren die Vegetation innerhalb von weniger als 200 Jahren von dichten Wäldern zu einer Kältesteppe und umgekehrt wechselte. Das war überraschend, hatte man doch bisher angenommen, dass das Klima über lange Zeit ein stabiles Naturphänomen ist.“

Dann:

„Seit mindestens zwei Millionen Jahren durchläuft das Erdklima relativ regelmäßige Zyklen: Eiszeitphasen von etwa 100 000 Jahren Dauer werden unterbrochen von meist 10 000 Jahre anhaltenden Warmphasen. Ursache für diese Zyklen sind subtile Schwankungen in der Umlaufbahn der Erde um die Sonne und in der Neigung der Erdachse, die sogenannten Milankovic-Zyklen. . . . Nach unserer jetzigen Kenntnis der Milankovic-Zyklen dürfte das Holozän“ (d. i. die letzte, erdgeschichtliche Phase, in der wir uns befinden) „zu den ungewöhnlich langen Warmphasen zählen.“ Aber auch dieses Holozän „war nicht  ganz frei von Klimawechseln. So wurde vor rund 5 500 Jahren die Sahara zur Wüste. Bis dahin war sie eine teilweise bewachsene, mit Sümpfen und Seen gespickte Landschaft, die vielen großen Tieren und zahlreichen Menschen einen Lebensraum bot. Ein verhängnisvoller Kreislauf von Erdbahnänderung, langsam trockener werdendem Klima und dadurch noch mehr verringertem Niederschlägen führt dann wahrscheinlich zum Ende der Blütezeit.“

Halten wir fest:

Der mittlere Witterungsablauf über lange Zeiträume heißt Klima. Frage: was aber ist „mittlere“, was heißt „lange Zeiträume“ ; sind es tausend, hunderttausend Jahre, wieviel Jahre sind gemeint?

Das Erdklima durchläuft längere und kürzere Zyklen. Ex post weiß man in etwa, wann ein Zyklus endete bzw. begann. Weiß man es aber ex ante? Wie das jetzt suggeriert wird?

Als Erklärung für Klimaänderungen werden bisher von den Verf. des Atlanten nur angeboten die Schwankungen der Erdumlaufbahn und die Schwankungen der Neigung der Erdachse.

Nun heißt es bei den Verf. des Großer Weltatlas, dass „spätestens seit dem Mittelalter der Mensch in das Weltklima (eingreift)“, dass durch Nutzung fossiler Brennstoffe Kohlendioxyd freigesetzt wird, dass sich seit Beginn der Industrialisierung der CO2-Gehalt in der Atmosphäre von 280 ppm auf 360 ppm erhöht hat und das „parallel (!) zur Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre die globale Temperatur in den vergangenen Jahren um 0,7 Grad C angestiegen (ist).“

Wenn zwei Ereignisse parallel nebeneinander verlaufen, heißt das längst nicht, dass sie ursächlich zusammenhängen.

„In den vergangenen Jahren“ -  wie viele Jahre sind das, sind das so viele Jahre, dass diese Anzahl unter den Terminus Wetter/Witterung fällt oder sind  so viele Jahre gemeint, dass das  Klima angesprochen ist?

Kann eine Veränderung des CO2-Gehaltes von 0,028 Prozent der Lufthülle auf 0,0036 Prozent eine Erhöhung der globalen Temperatur um 0,7 Grad C bewirken?

Haben die beiden anderen indizierten Faktoren (von weiteren, hier nicht angesprochenen), also die Schwankungen der Erdumlaufbahn und der Erdachse, in dem Beobachtungszeitraum überhaupt nicht gewirkt? Oder doch ein wenig?

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Die tieferliegende Ursache für die völlig aus dem Ruder gelaufene Diskussion – die in Wahrheit keine ist, sondern eine Forderung nach Unterwerfung -  ist das weitgehend fehlende Wissen  um wissenschaftliches Vorgehen. Es ist zum Beispiel völlig unzulässig zu behaupten, dass sich „die Wissenschaft“ einig ist über den menschen-erzeugten Klimawandel.

„Die Wissenschaft“ gibt es nicht. Es gibt häufig das Phänomen, dass eine große Anzahl von Wissenschaftlern mehr oder minder einer Meinung ist. Dann gibt es aber immer noch einige wenige, die einen anderen Wahrheitsanspruch haben. So ist es, und es darf auch gar nicht anders sein. Denn ansonsten wäre es um den wissenschaftlichen Fortschritt schlecht bestellt. Denn, wie Karl Popper sagt: Der Fortschritt der Wissenschaft vollzieht sich über die Leichen wiederlegter Hypothesen.

Hypothesen, wie die jetzt über den Klimawandel (oder ist das doch nur ein temporärer ? globaler ? oder partieller Temperaturanstieg? Vgl. etwa die Karte auf  S. 24 des Atlas, wo Punkte auf der Erde  eingezeichnet sind, die kälter geworden sind, neben mehreren, die wärmer wurden) – sind Wenn-Dann-Sätze:

Wenn der CO2-Gehalt in der Atmosphäre/Stratosphäre (?) um x Prozent steigt, wird die durchschnittliche /die  Höchsttemperatur (?) der Gewässer[1], des Bodens, der Luft (?) um y Prozent steigen.

Das ist eine nachprüfbare These. Die verursachende Variable in dieser These ist der CO2-Gehalt, nehmen wir mal an: in der Atmosphäre. Was ist dann  die (Ziel-)Variable, auf die sich die Aussage bezieht? Das Meer-Wasser, die Bodentemperatur, was?

Worauf auch immer sich die Ursachenvariable bezieht – die These ist historisch relativiert. Das heißt, es wird behauptet: Weil es in einer historisch beobachteten Vergangenheit so war, wird es auch in Zukunft so sein.

Die Vorgänge, um die es hier geht, lassen sich nicht vermittels eines Großversuches in einem Großlabor wiederholen.  Und weil man das nicht kann, werden komplexe, mathematische Modelle entwickelt, die für Laien beeindruckend sind und es auch sein sollen.

Das erinnert mich an ähnliche Modelle, wie sie zur Wende der Jahre 1960/1970 vom Club of Rome vorgelegt wurden, wo es um die Endlichkeit der globalen Ölreserven ging. Bekanntlich sind sich nicht endlich (geworden); ständig werden neue Reserven/Ölfelder entdeckt bzw. es finden neue Verfahren in der Ölwirtschaft Anwendung (Cracking und auch das Recycling von Ölderivaten), die die Grenzen hinausschieben.

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Spätestens seit Greta hat die These vom anthropogenen Klimawandel Oberhand. Professor Thomas Mayer wies in der FAS vom 29. 9. 2019 auf das Buch von Robert Shiller Narrative Economics hin, in der dieser „die Bedeutung von Erzählungen für die Bildung der öffentlichen Meinung zu einem Thema untersucht. Nach Shiller kommt es darauf an, dass die ‚Erzähler‘ ein eingängiges Bild mit einer dringlichen Botschaft und ikonischen Figur für die Verbreitung ihrer Erzählung finden. Sind diese Voraussetzungen erfüllt“ – und heute sind alle Ingredienzien in dieser Retorte – „kann sich die Erzählung wie eine ansteckende Krankheit ausbreiten.“

Diese ansteckende Krankheit hat uns jetzt befallen, jedenfalls die unkritischen Teile von uns, die den Kritischen Rationalismus nicht als Denkstil pflegen.

Wissenschaftler bleiben von dieser Krankheit nicht verschont. Dr. Florian Schilling aus Dreieich schreibt einen Leserbrief an die FAZ am 18. 9. 2019: „Hätte man zu Zeiten Galileis eine Befragung der damaligen Wissenschaftler durchgeführt, dürften alle Befragten geglaubt haben, dass die Sonne um die Erde kreist. Nicht umsonst wurde die Richtigkeit wissenschaftlicher Thesen bislang noch nicht durch Mehrheitsmeinung entschieden, sondern durch experimentellen Nachweis. – Auch die Orientierung an prominenten Fürsprechern hilft in dieser Frage nicht wirklich weiter. Wenn auf der einen Seite Al Gore, Barack Obama, Robert Habeck und Greta Thunberg vom menschengemachten Klimawandel überzeugt sind und auf der anderen Seite Unsympathen wie Trump, Putin, Bolsonaro und die AfD[2] diese These bezweifeln, ist es da nicht geradezu ein Gebot staatsbürgerlicher Verantwortung, nicht länger am menschengemachten Klimawandel zu zweifeln? Darauf deutet die moralische Delegitimierung unerwünschter wissenschaftlicher Positionen hin. – Irgendwann wird die Wissenschaft hoffentlich eine experimentell beweisbare Aussage über den menschlichen Anteil am Klimawandel liefern können, aus dem sich angemessenen Maßnahmen ableiten lassen. Bis dahin wünscht man sich einen öffentlichen Diskurs und mehr Gelassenheit in der Debatte.“

Thomas Kuhn   (1922 – 1996) hat in seinem wissenschaftlichen Hauptwerk The Structure of Scientific Revolution   vom Beharrungsvermögen wissenschaftlicher Lehrmeinungen gesprochen und dass es je einer Revolution bedarf, um einen Paradigmenwechsel herbeizuführen. In gefährlicher Vermischung von politischer und wissenschaftlicher Meinung verteidigt zur Zeit das Paradigma des von CO2 induzierten Klimawandels seine Position.

Manche Wirtschaftsbranchen haben an dem daraus entstandenen Hype großes Interesse. Die der Versicherungen zum Beispiel. Warum? Weil ihr Drohen die Angst und damit die Bereitschaft erhöht, mehr Versicherungsverträge abzuschließen bzw. höhere Prämien zu bezahlen.

Man kann auch nicht übersehen, dass aus der Bekämpfung des Klimawandels, der neuen Religion, ungezählte neue Geschäftsfelder entstanden sind, die denen, die das politisch zu lancieren vermochten, enorme Gewinnchancen versprechen, was man ja auch Al Gore vorwirft.

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Dass es in den letzten siebzig Jahren, die ich bewusst erlebt habe, in unseren Breiten eine merkliche Erhöhung der Jahresdurchschnittstemperatur gegeben hat (der Winter praktisch ausgefallen ist), will ich nicht  bestreiten. Auch die CO2-Hypothese will ich fürs erste akzeptieren, solange die Social Costs, die die CO2-Emittenten verursachen, gerecht verteilt werden und für die, die sie tragen (also die Unternehmer), keine so schwere Bürde sind, dass sie daran zugrunde gehen.

Den  grünen Eiferern möge aber deutlich  werden, dass Erfolge hierzulande nur marginale globale Verbesserungen zur Folge haben und die großen Verursacher der angeblich schädlichen Emissionen (China, USA, Indien) keineswegs dazu bringen werden, ihr Verhalten zu ändern.

Dr. –Ing. Urban Cleve lässt die Leser der FAZ am 14. 1. 2010 wissen, dass , wie oben festgehalten, nur 0,038 Prozent der Luft aus CO2 besteht, dass „die Natur davon 96 Prozent (produziert), den Rest, also vier Prozent, der Mensch. Das sind dann vier Prozent von 0,038 Prozent also 0,00152 Prozent. Der Anteil Deutschlands hieran ist 3,1 Prozent. Damit beeinflusst Deutschland 0,0004712 Prozent des CO2 in der Luft. Damit wollen wir die Führungsrolle in der Welt übernehmen, was uns jährlich an Steuern und Belastungen etwa 50 Milliarden Euro kostet.“

 

Dr. Axel Glöggler

 

[1] Ulrich Leuchs aus Lindlar schreibt hierzu in der FAZ vom 31. 1. 2019: „Während der letzten großen Eiszeit vor zwanzigtausend Jahren , als große Teile Asiens, Europas und Amerikas von dicken Eisschichten bedeckt waren, lag der Meeresspiegel um 120 Meter tiefer als heute. Das heißt, der Meeresspiegel ist seit zwanzigtausend Jahren um durchschnittlich 6 Millimeter pro Jahr angestiegen. Dieser vergleichsweise schnelle Anstieg des Meeresspiegel geschah unter hundertprozentigen Klimaschutzbedingungen, denn alle Menschen damals nutzten . . . ausschließlich Ökoenergie. Heute steigt der Meeresspiegel nur noch um etwa ein bis zwei Millimeter pro Jahr. Wenn also selbst ein hundertprozentiger Klimaschutz zwanzigtausend Jahre lang einen durchschnittlichen Meeresspiegelanstieg um sechs Millimeter pro Jahr nicht verhindern konnte, ist es nicht glaubhaft, dass man den derzeit geringen Meeresspiegelanstieg mit nur eingeschränktem Klimaschutz in nennenswertem Maße bremsen kann.“  

[2] In der FAZ erscheint, nachdem die Zeitung Gaulands Position richtig wiedergegeben hat ( „Natürlich ändert sich das Weltklima, aber dass dabei der Mensch  durch CO2-Emissionen eine wesentliche Rolle spielen würde, ist zumindest umstritten“) unter dem Titel „Leugnen und profitieren“ ein hämischer Kommentar, der dann abschließt mit: „Das  Heraufbeschwören  der Apokalypse allein wird die Zweifler nicht umstimmen. Und die Leugner des von Menschen gemachten Klimawandels in der AfD nicht zur Einsicht bringen. Allerdings: Leider sind viele Wähler für vernünftige Argumente nicht mehr zugänglich.“ – Vernünftig ist also nur das, was die Prominenten für richtig halten?

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